TOTUS TUUS, MARIA !

DIE ERNTE DES LEBENS

Belehrung seitens der Heiligen Jungfrau Maria

an Myriam van Nazareth

Die Herrin aller Seelen wies bereits wiederholt darauf hin, dass die einzelne Menschenseele an und für sich keine Bedeutung hat. Die Bedeutung einer jeden Seele liegt einzig und allein in der Rolle, welche sie als Element im Netzwerk der ganzen Schöpfung zu erfüllen hat. Diese Rolle besteht aus der Erfüllung der Aufgabe, die Gott einer jeden Seele für ihr Leben auf Erden in dem Augenblick erteilt, in welchem Er sie schafft.

Jedes Geschöpf (jede Menschenseele, jedes Tier, sogar jedes Element der natürlichen Umwelt) ist dazu auf Erden, damit es eine Lebensaufgabe erfüllt, die auf die Erfüllung der Pläne und Werke abzielt, die Gott in Seiner Schöpfung vollbringen möchte. An erster Stelle jeder Menschenseele obliegt die Verpflichtung so zu leben, dass Gott sie voll und ganz als Werkzeug für die Erfüllung Seiner Pläne und Werke einsetzen kann.

Die wahre Bedeutung einer jeden Menschenseele und ihres Lebens auf Erden liegt somit darin, dass ihre Hände, ihr Mund, ihr Herz, ihr Geist und ihr freier Wille zu jeder Zeit als Instrumente einsetzbar sein sollen, durch welche Gott in Seiner Schöpfung tätig ist.

Die Seele kann ihre Lebensaufgabe nur in dem Maβe mit Frucht erfüllen – d.h. mit ihrem Leben eine Ernte sammeln, die tatsächlich dazu imstande ist Gottes Werke zu nähren – wie sie jedes Element ihres Lebens spontan in Erfüllung des Göttlichen Grundgesetzes der wahren Liebe vollbringt. Die Himmelskönigin will in der vorliegenden Belehrung zeigen, was dies konkret heiβt.

Jedes Menschenleben setzt sich im Grunde genommen aus vier Arten von Komponenten zusammen:

1. Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Ereignissen und Situationen. In einem Leben, das einige Jahrzehnte dauert, vollziehen sich Millionen von Ereignissen und Situationen, die zwar die unterschiedlichsten Ursachen haben aber letztendlich alle von Gottes Vorsehung zugelassen werden, damit sie das seelische Leben ernähren.

Kein einziges Ereignis, keine einzige Situation in einem Menschenleben hat irgendwelche Bedeutung an und für sich. Die Bedeutung eines Ereignisses bzw. einer Situation liegt ausschlieβlich in dem, was eine Menschenseele mit ihm bzw. mit ihr anfängt. Wie geht die Seele damit um?

Jedes Ereignis und jede Situation in einem Menschenleben kann entweder Früchte einbringen für die Verwirklichung von Plänen und Werken, die Gott in Seiner Schöpfung zu vollbringen versucht, oder manchen dieser Pläne und Werke entgegenwirken, oder völlig und ganz ohne jeglichen Nutzen bleiben. Das Ereignis bzw. die Situation tut dies nicht aus sich selber heraus, sondern durch die Menschenseele, die das Ereignis bzw. die Situation lebt. Wahre Fruchtbarkeit kann jedes Ereignis bzw. jede Situation (auch dann, wenn diese einen eher negativen Inhalt in sich zu tragen scheint) in dem Maβe erlangen, wie die Seele damit umgeht in voller Anwendung vom Göttlichen Gesetz der wahren Liebe, d.h. in dem Maβe, wie sie in Anwendung dieses Gesetzes auf dieses Ereignis bzw. auf diese Situation reagiert.

Auf ein Ereignis bzw. auf eine Situation reagieren, tut die Seele nicht nur durch bestimmte Handlungen oder Worte, sondern auch durch Gedanken, Gefühle oder Wünsche, welche die Seele hegt sobald ein bestimmtes Ereignis bzw. eine bestimmte Situation auf ihren Lebensweg kommt. Das Gesetz der wahren Liebe kann genauso sehr im Verborgenen des inneren Lebens einer Seele Anwendung finden als in ihren Reaktionen, die von Mitgeschöpfen gesehen oder gehört werden können. Dadurch, dass nur wenig Seelen sich dessen vollkommen bewusst sind, wird in der Welt häufig durch Gedanken, Gefühle und Wünsche gesündigt, die Finsternis zum Nachteil von Mitgeschöpfen in sich tragen, während sich die 'Schuldigen' keiner Schuld bewusst sind und deshalb auch niemals ihre finsteren Gedanken, Gefühle und Wünsche beichten.

Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass auch die unzähligen Handlungen, die eine Menschenseele im Lauf ihres Lebens vornimmt, ebenso wie die unzähligen Entscheidungen, die sie in allen Bereichen ihres Lebens trifft, in diese Kategorie gehören: Jede Handlung und Entscheidung einer Menschenseele ist eine Reaktion auf eine Situation bzw. auf ein Ereignis. Deswegen sollte sich jede Seele angewöhnen jede Handlung, die sie vornimmt, egal wie unbedeutend diese auch scheinen mag, ausdrücklich in Liebe und in Verbindung mit dem Herzen der Heiligen Jungfrau vorzunehmen und dabei erkennen und sich wünschen, dass diese Handlung dadurch geheiligt wird und einen aktiveren Wert als Beitrag zur Erfüllung von Gottes Werken und Plänen auf Erden bekommt. Der Grund liegt in der Tatsache, dass sich solche Handlungen und Entscheidungen ausdrücklich im Sehnen nach Einheit mit Gottes Herzen und nach Beteiligung an Seine Werken vollziehen.

2. Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Begegnungen und Kontakten mit Mitgeschöpfen. Tag für Tag, Stunde für Stunde, Augenblick für Augenblick kann eine Menschenseele Mitgeschöpfen (Mitmenschen und Tieren) begegnen. Manche dieser Kontakte sind von sehr kurzer Dauer, andere dauern länger, manche werden zu jahrelangen, sogar lebenslänglichen Beziehungen. Auβerdem, wie die Himmelskönigin ausdrücklich lehrt, setzt ein Kontakt bzw. eine Begegnung mit einem Mitgeschöpf im spirituellen Sinn nicht unbedingt physische Nähe voraus, gegebenenfalls mit Austausch von Blicken, Worten oder Berührungen, sondern lässt sich ebenfalls als Kontakt oder Begegnung mit einem Mitgeschöpf betrachten: jede Gelegenheit, bei welcher die Seele an ein Mitgeschöpf denkt oder einem Mitgeschöpf gegenüber ein bestimmtes Gefühl oder einen bestimmten Wunsch hegt. Bei solchen 'inneren' Kontakten 'begegnet' die Seele gleichsam diesem Mitgeschöpf in der Sphäre des Untastbaren, des Unsichtbaren und des Unhörbaren.

Die Seele soll jeden Kontakt und jede Begegnung mit egal welchem Mitgeschöpf dadurch blühen und fruchtbar werden lassen, dass sie diesem Mitgeschöpf gegenüber strikt und von ganzem Herzen selbstlose Liebe in Anwendung bringt. Aus diesem Grund, also die Heilige Jungfrau, werden Tag für Tag unzählige Sünden begangen, die nicht als Sünden erkannt werden, und zwar jedes Mal dann, wenn eine Seele einem Mitgeschöpf gegenüber einen negativen bzw. finsteren Gedanken, ein negatives bzw. finsteres Gefühl oder einen negativen bzw. finsteren Wunsch hegt oder aber im Verborgenen ihres Herzens einem Mitgeschöpf gegenüber eine Verwünschung hochkommen lässt und diese in ihrem inneren Leben weiterhin nährt.

Umgekehrt kann eine Seele aus demselben Grund dadurch im Verborgenen Früchte für die Verwirklichung von Werken und Plänen Gottes hervorbringen, dass sie mit Bezug auf ein Mitgeschöpf (einen Mitmenschen oder ein Tier) positive Gedanken, Gefühle und bzw. oder Wünsche hegt. Die Herrin aller Seelen weist darauf hin, dass nur wenig Menschenseelen die gewaltige Macht des Lichts erkennen, das sie dadurch erzeugen können, dass sie Mitgeschöpfen gegenüber aufrichtige Gedanken, Gefühle und Wünsche hegen und diese ganz gezielt der Himmlischen Herrin darbringen im ausdrücklichen Sehnen danach, dass es diesen Mitgeschöpfen tatsächlich gut gehen möge, dass sie Himmlischen Schutz, Himmlische Begleitung und Gottes Segen erhalten mögen, usw.

Wie die Himmelskönigin im Punkt 1 erwähnen lieβ, lässt sich das Gesetz der wahren Liebe mit gleicher Macht im Verborgenen des inneren Lebens einer Seele in Anwendung bringen als in ihren Reaktionen, die von Mitgeschöpfen gesehen oder gehört werden können. Deswegen wird Tag für Tag in dieser Welt das Göttliche Gesetz unzählige Male in den tiefsten und verborgensten Gedanken, Gefühlen und Wünschen von Menschenseelen zum Nachteil von bestimmten Mitgeschöpfen verletzt. Durch dauerhaften Hass oder negative Wünsche von Menschenseelen bestimmten Mitgeschöpfen gegenüber wird sehr viel Finsternis auf die Welt herabgerufen, die wie eine finstere Decke auf der Schöpfung hängen bleibt. Scheinbar geschieht nichts Konkretes, oft begegnen sich die betreffenden Parteien sogar lange Zeit gar nicht, aber im Verborgenen tauschen sie finstere Gedanken, Gefühle und Wünsche aus oder gehen solche Gedanken, Gefühle oder Wünsche aus dem Herzen einer der Parteien zur anderen Partei hin.

Die Himmlische Herrin lehrte einst privat wie wertvoll es in Gottes Augen ist wenn eine Menschenseele Ihr, zum Beispiel, an sehr kalten Wintertagen innigst, von ganzem Herzen und wahrhaftig aufrichtig den Wunsch zu Füβen legt, alle ihre Mitgeschöpfe mögen in die warme Decke von Gottes Liebe eingehüllt werden und Gottes Vorsehung möge dafür sorgen, dass diese Mitgeschöpfe die Nahrung erhalten, die sowohl ihre Körper als auch ihre Herzen brauchen damit sie überleben und damit sie Gottes Gegenwart in ihrem Leben spüren können. Ein solches Anbieten positiver Gedanken, Gefühle und Wünsche zugunsten von Mitgeschöpfen ist ein Beispiel für Kontakt oder Begegnung mit Geschöpfen im Verborgenen und oft ohne physische Nähe zwischen den betreffenden Parteien.

3. Das Leben ist eine Aneinanderreihung von sinnlichen Eindrücken. Jede Seele ist von Gottes wegen mit Sinnen versehen, durch welche sie ihr Umfeld kennenlernen und über alles informiert werden kann, was sich in ihrem Umfeld ereignet: Sie sieht, hört, riecht, schmeckt und fühlt (mit der Haut, z.B. mit den Fingerspitzen) um sich herum unaufhörlich allerlei. Der Geist nimmt dadurch vieles von dem auf, was um die Seele herum passiert, und sowohl der Geist (der denkende Verstand) als auch das Herz (im Sinn des Gefühlszentrums) reagieren auf dies alles.

Jeder dieser Eindrücke (Bilder, Farben, Lichteindrücke, Geräusche, Gerüche, Geschmäcke, usw.) können die Seele zu Reaktionen bringen. Oft erfolgt dies unbewusst. In solchen Fällen nehmen die Eindrücke kaum Einfluss auf die Entwicklungen im seelischen Leben. In anderen Fällen allerdings reagiert die Seele auf Eindrücke, und diese Reaktion kann entweder positiv als negativ sein. Unter 'positiver' Reaktion ist zu verstehen: eine Reaktion, die tief in der Seele in Einklang mit dem Gesetz der Liebe ist. Eine 'negative' Reaktion dahingegen kann in der Seele Anlass zu einem Verstoβ gegen das Göttlichen Gesetz geben.

Die Seele kann auch negativ reagieren im Sinn einer neutralen Abneigung hinsichtlich eines sinnlichen Eindrucks. Ein Beispiel: Ein Mensch nimmt einen widerwärtigen Geruch wahr und reagiert auf diesen mit Ablehnung, gegebenenfalls mit einer missbilligenden Bemerkung. In Gottes Augen ist da nicht unbedingt die Rede von Untugend. Das ist es schon wenn die Seele mit diesem Geruch, den sie für widerwärtig hält, eine negative Bewertung verbindet, die sie dadurch unterstreicht, dass sie die Quelle des Geruchs in ihrem Herzen verurteilt oder sogar verwünscht.

Etwas Ähnliches kann der Fall sein wenn eine Seele ein Bild oder ein Geräusch wahrnimmt, das entweder angenehme oder unangenehme Gefühle weckt, die gegebenenfalls mit Verurteilung oder mit einer verletzenden, schmerzlichen oder irgendwie finsteren Reaktion verbunden wird. Solche Eindrücke kommen schon häufig vor, und sie haben nicht immer eine wesentliche spirituelle Bedeutung, aber die Heilige Jungfrau gibt auch ein Beispiel, das schon spirituell von Bedeutung ist: Ein Mensch, der in einer Umgebung, in welcher er dies nicht erwartet hätte, plötzlich einen Mitmenschen vor sich sieht, der eine andere Hautfarbe hat, kann im Herzen auf diese Wahrnehmung mit negativen Gefühlen reagieren, die in Gottes Augen als Rassismus und dadurch als wahre Sünde gedeutet werden können.

Umgekehrt kann eine Menschenseele, die auf eine solche Situation ganz spontan vollkommen positiv reagiert, in Gottes Augen dabei sein, einen Lichtstrahl in die Schöpfung zu senden. Gottes Vorsehung lässt in jedem Menschenleben hin und wieder völlig unerwartete Eindrücke entstehen und beobachtet dann, wie die Seele im Kern ihres Herzens mit diesen umgeht. Die Reaktion kann Anlass zur Sünde, zur Untugend, oder umgekehrt zum Erzeugen eines Lichtstrahls sein. In diesem letzten Fall ist der Eindruck fruchtbar, nicht nur für die betreffende Seele, sondern für die ganze Schöpfung, weil jede Seele ein Element im ganzen Netzwerk der Schöpfung ist und innerhalb dieses Netzwerks mit sämtlichen anderen Elementen (allen ihren Mitgeschöpfen) verbunden ist.

4. Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Prüfungen (Kreuzen). Jedes Leben beinhaltet eine Anzahl von Krankheiten, Enttäuschungen, Rückschlägen, physischen und emotionalen Schmerzen, physischen Beschwerden, Augenblicken der Ermüdung oder der Erschöpfung, Unglücken, Augenblicken von Kummer, Hunger und Durst, usw.

Die Kreuze sind durch die Erbsünde ins irdische Leben gekommen. Das Leben verlor dadurch seine Vollkommenheit, dass die Menschenseele in ihren Gefühlen, Erwartungen, Wünschen und Bestrebungen nicht länger in vollkommenem, uneingeschränktem und bedingungslosem Einklang mit Gottes Anliegen lebte. Die Seele, die dazu vorherbestimmt war, bedingungslos für ewig vor Gottes Antlitz zu leben, konnte auf einmal 'sterben', d.h. sie konnte das Ewige Leben in Gottes Gegenwart verlieren. Das ganze Wesen, einschlieβlich des physischen Körpers, wurde für Leiden anfällig. Alles Leiden sollte allerdings zu einer Schatzkammer werden, die, in dem Maβe, wie die Seele es spontan, freiwillig, bedingungslos und mit lebenslänglicher Beharrlichkeit mit dem heiligen Mantel einer makellosen Anwendung des Gesetzes der wahren Liebe bekleiden sollte (des Gesetzes, das durch die Erbsünde verletzt worden war), zu einem mächtigen Zahlungsmittel werden kann, durch welches sich die Seele mit Gott versöhnt.

Was heiβt das? Es heiβt, dass die Menschenseele ein unbezahlbares Göttliches Geschenk erhalten hat um sich aus dem Kerker von ewiger Gefangenschaft der Finsternis gegenüber zu befreien, den sie durch die Erbsünde für sich selbst gebaut hat und den sie durch jeden Verstoβ gegen das Gesetz der wahren Liebe weiterhin ausbaut und verriegelt. Dieses Geschenk ist durch die allumfassenden Leiden Jesu Christi als des Gott-Menschen den Menschenseelen zur Verfügung gestellt worden, Leiden, denen Er Sich freiwillig mit Seinem ganzen Wesen ausgeliefert hat. Dieses Geschenk kann sich jede einzelne Menschenseele dadurch zunutze machen (= erschlieβen), dass sie Christus in den Prüfungen und Kreuzen ihres eigenen Lebens auf Erden vollkommen nachfolgt, indem sie dies alles, genauso wie Christus, in selbstloser Liebe trägt und Gott im ausdrücklichen Sehnen danach darbietet, dass es für die vollkommene Erschlieβung der Erlösungswerke Christi zugunsten der endgültigen ewig währenden Befreiung der ganzen Schöpfung aus den Einflüssen der Finsternis eingesetzt werden kann.

Die Prüfungen und Kreuze des Lebens bilden (in Anschluss an die aufrichtige sakramentale Beichte) ein ausgezeichnetes Zahlungsmittel um Gott die Verstöβe zu vergelten, welche die Seele während ihres Lebens gegen das Gesetz der wahren Liebe begangen hat. Es muss allerdings eine Bedingung erfüllt werden, die vorhin bereits angedeutet wurde:

Damit die Seele in Ergänzung der erlösenden Wirkung der Passion Jesu ansatzweise Sünden, Fehler und Unzulänglichkeiten ihres eigenen Lebens ausgleichen kann, müssen die Prüfungen des Lebens in aufrichtiger Annahme, selbstloser Liebe und im Sehnen danach getragen werden, dass sie tatsächlich zur Verwirklichung von Gottes Plänen und Werken in der Schöpfung beitragen mögen.

Unsagbar zahlreich sind die Prüfungen, die auf dieser Welt Tag für Tag von Menschenseelen gelebt werden ohne dass die leidenden Seelen dieser Bedingung gerecht werden, sodass diese Prüfungen keinen Wert als Beiträge zur Erschlieβung der Befreiung der Menschheit aus dem Griff der Finsternis in Einheit mit den erlösenden Leiden Christi erhalten. Ganz im Gegenteil werden sehr viel Leiden dadurch zu Nahrung für die Finsternis, dass sie in unzähligen Seelen Anlass zur Auflehnung, zur Unzufriedenheit, sogar zur Verfluchung Gott gegenüber geben (wenn eine leidende Seele Gott für ihre Leiden verantwortlich macht oder aber meint, ihre Leiden seien ein Beweis dafür, dass Gott Seine Geschöpfe im Stich lässt).

Dadurch werden die Prüfungen und Kreuze, die Menschenseelen auf ihrem Lebensweg vorfinden, zu Gegenständen eines direkten Kampfes zwischen dem Licht und der Finsternis, zwischen Gott und Satan, zwischen der Ewigen Liebe und allem, was der Liebe feindselig ist bzw. sie unwirksam zu machen versucht. Die Tatsache, dass sehr viel Seelen ihre täglichen Prüfungen nicht gegen die Finsternis wenden, indem sie diese Prüfungen nicht als Gelegenheiten erkennen, die Gott zulässt, damit sie aktiv in den Kampf eingegliedert werden, der von Jesus Christus zu einem Vernichtungskrieg gegen die Werke und Pläne der Finsternis in der Welt geheiligt worden ist, bildet eine der groβen Quellen des Leids und des Elends in der Welt: Die Finsternis missbraucht diese Unwissenheit um unzählige Seelen gegen Gott und Seine Werke von Liebe aufzustacheln. Wenn eine Seele ihre Prüfungen nicht als mächtige Waffe der Liebe erkennt, die sie anwenden kann um viele Werke und Pläne der Finsternis in der Welt zu lähmen, liefert sie in Wirklichkeit diese Waffe dem Bösen aus, der sie sehr dankbar als Werkzeug einsetzen wird, durch welches er die Wirkungen von Gottes Gesetz der Liebe bekämpft.

Wenn eine Seele die Prüfungen und Kreuze ihres Lebens in der richtigen Verfassung trägt (d.h. im Geist Christi – in aufrichtiger Annahme, selbstloser Liebe und voll und ganz auf die Verwirklichung von Gottes Plänen und Werken ausgerichtet), und sie diese auβerdem, vorzugsweise durch die Heilige Jungfrau Maria, aufrichtig und von ganzem Herzen weiht, damit sie aktiv in die Wirkungen der Erlösungswerke aufgenommen werden, die Jesus Christus für die Menschheit bereitet hat, die allerdings gemäβ einem Göttlichen Gesetz von den Menschenseelen in einer aktiven Mitwirkung erschlossen werden müssen, können diese Prüfungen in zwei Bereichen einen groβen Sieg über die Finsternis einbringen helfen:

1. Die betreffende Seele fängt dadurch an, aktiv zur Gründung von Gottes Reich auf Erden mit endgültiger Lähmung der Werke und Pläne der Finsternis und allen ihren Wirkungen in der Welt beizutragen;

2. Die betreffende Seele kann dadurch ebenfalls die Finsternis und deren Wirkungen, die sie durch ihr Tun und Lassen und ihre inneren Verfassungen in ihrem eigenen Leben zugelassen und möglich gemacht hat, ansatzweise ausgleichen.

Nicht nur verdient keine einzige Menschenseele ein Leben ohne Gegenwind, weil keine einzige Seele – mit Ausnahme der Heiligen Jungfrau Maria – jemals in jeder Hinsicht und zu jedem Zeitpunkt ihres Lebens in vollkommenem Einklang mit dem Gesetz der Liebe gelebt hat, darüber hinaus würde ein Leben ohne Gegenwind der Seele eine auβerordentliche Gelegenheit nehmen um äuβerst wertvolle Früchte zu sammeln, durch welche sie Gott gegenüber das gröβte Zeugnis dafür ablegen kann, dass sie sich für Ihn und die Liebe entschieden hat, und gegen die Finsternis.

Keine einzige Menschenseele kann in der absoluten Gewissheit darüber leben, dass sie im Lauf ihres Lebens keinem einzigen Mitgeschöpf (Mensch oder Tier) geschadet noch kein einziges Mitgeschöpf auf irgendwelche Weise gequält bzw. ihm physische oder emotionale Leiden oder Kummer zugefügt hat. Eine aufrichtige Annahme der Prüfungen ihres Lebens und eine Weihe derselben in einer Verfassung aufrichtiger und wahrer, selbstloser Liebe und im ausdrücklichen Sehnen danach, dass diese Prüfungen Früchte der Liebe einbringen mögen, die von Gottes Vorsehung auf die Lebenswege der Mitgeschöpfe ausgestreut werden mögen, denen die Seele jemals etwas zuleide getan hat, ist ein hervorragender Anfang um diese Verstöβe gegen das Göttliche Grundgesetz auszugleichen. Dieses Gesetz verlangt einen liebevollen, selbstlosen Umgang mit jedem Mitgeschöpf. Gegen dieses Gesetz wird auf dieser Welt Tag für Tag viele Millionen Male verstoβen, was seit der Erbsünde die Schöpfung mit einer Decke von Finsternis zugedeckt hat, die immer dicker geworden ist.

Halten wir uns dieses Bild ständig vor Augen und erkennen wir dadurch, woran es liegt, dass unsere Herzen in dieser Welt so wenig echtes Licht und echte Wärme finden – die Strahlen der Sonne der Ewigen Liebe müssen eine immer gröβere Strecke zurücklegen und immer mehr Kraft entwickeln um die Decke von Finsternis noch zu durchdringen – und dass jede Menschenseele mit Recht einen Lebensweg voller Prüfungen zurücklegen muss.

Nicht Gott hat die Prüfungen und Kreuze des Lebens gemacht, die Menschenseele hat dies selber getan. Gott hatte für alle Seine Geschöpfe ein Leben in vollkommener Harmonie in ihrem ganzen Wesen und zwischen allen Geschöpfen vorgesehen, ohne irgendwelche Leiden und ohne Krankheit, in einer Lebensatmosphäre, die sich vollkommen vom Göttlichen Grundgesetz der wahren Liebe führen lassen sollte. Die Menschenseelen haben jedoch durch die Erbsünde gegen dieses Gesetz verstoβen und haben anschlieβend die weiteren Verstöβe massenhaft angehäuft. Den Menschenseelen obliegt somit die heilige Pflicht um sämtliche Kreuze des Lebens dem Feuer einer aufrichtigen Liebe anzuvertrauen, damit sie mit wahrer Frucht zugunsten des Lichts verbrannt werden mögen, nämlich damit das Göttliche Gesetz der wahren Liebe erfüllt wird.

Auβer den Menschenseelen verdient kein einziges Geschöpf ein Leben voller Prüfungen. Unsere nicht menschlichen Mitgeschöpfe sind die unschuldigen Opfer der Verstöβe seitens der Menschenseelen gegen das Göttliche Gesetz. Der Sieg der Ewigen Liebe über die Finsternis wird deshalb erst dann endgültig und vollkommen sichtbar werden sobald die Menschenseele ihre volle Verantwortung für eine Wiederherstellung der Harmonie in jedem Leben auf Erden nimmt. Gerade zwecks Verwirklichung dieses heiligen Ziels inspirierte die Heilige Jungfrau Maria die vorliegende Belehrung als Anregung für die Menschenseelen um alle Baustoffe ihres Lebenswegs besser als Bausteine für das Reich zu benutzen, das der Gott der Liebe in Seiner Schöpfung aufzubauen versucht.

Die Menschheit hat Gott und allen Mitgeschöpfen, menschlichen und nicht menschlichen, gegenüber eine riesige Schuld zu begleichen. Sie kann dies nur durch ein makelloses Einhalten des Gesetzes der wahren Liebe tun, und dies muss durch einen reinen Umgang mit den konkreten Elementen eines jeden Menschenlebens erfolgen, wie sie in dieser Belehrung von der Herrin aller Seelen in vier Kategorien dargestellt worden sind. Es ist der Finsternis gelungen, im Lauf der Zeit Unmengen von möglichen Früchten für die konkrete Verwirklichung von Gottes Werken in der Welt unwirksam zu machen oder sogar vollkommen zu verhindern, dass diese Früchte überhaupt reifen können, dadurch, dass unzählige Menschenseelen sich kaum dessen bewusst waren, dass die unterschiedlichen Elemente ihres Lebens eine tiefe spirituelle Bedeutung haben konnten.

Der wichtigste Zweck dieser Belehrung liegt deshalb darin, die Seelen dazu zu bewegen, dass sie die Bausteine ihres Lebens nicht länger von Kräften missbrauchen lassen, die eine vollkommene Auswirkung des Göttlichen Gesetzes der wahren Liebe verhindern, sondern im Gegenteil ihr Leben bewusst in den Dienst der Werke stellen, die Gott durch die Menschenseelen in der Welt vollziehen möchte, damit die Schöpfung in den Stand der vollkommenen Harmonie zurückgeführt wird, in welchem Gott sie gemacht hatte.

Myriam, seitens der Herrin aller Seelen und in Ihrem Dienst,
im April 2023